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Was war? Was wird? Was wäre, wenn? Das sind Urfragen der Literatur. Literatur war immer die Probebühne unseres Lebens. Wir entwerfen uns neu in einem lichteren Morgen, projizieren uns in eine hellere Vergangenheit. Träumen von besseren Welten. Wir stellen uns aber auch unseren individuellen und kollektiven Traumata von Krieg, Naturkatastrophen und persönlichen Schicksalsschlägen. Schuld und Sühne, Sein oder Nichtsein, das ist der Stoff, aus dem Literatur ist.

Die Science Fiction, der historische Roman und auch der Gesellschaftsroman enthalten Schatzkammern randvoll mit Ideen, Lebensentwürfen, Blaupausen möglicher Zukünfte und Vergangenheiten. Deshalb steht die LIT:Potsdam 2025 unter dem Motto: Die Zukunft der Vergangenheit.

Georgi Gospodinov schildert in seinem mit dem International Booker Prize ausgezeichneten Roman „Zeitzuflucht“ eine Massenausreise aus unserer Gegenwart in die Vergangenheit. Daniela Krien erzählt in „Mein drittes Leben“ von einer Zukunft, die „im Bruchteil einer Sekunde an einem schwülen Julivormittag, kurz bevor ein Gewitter ausbrach, ausgelöscht worden“ ist. Alhierd Bacharevič schildert in seinem in Leipzig mit dem Preis zur europäischen Verständigung prämierten Roman „Europas Hunde“ die Schrecken eines Monsterimperiums namens Russland, einen Leichenfund im Berlin des Jahres 2050 und die Schönheit einer Kunstsprache namens „Balbuta“. Antje Rávik Strubel beschreibt in „Der Einfluß der Fasane“, der in Potsdam angesiedelt ist, den tiefen Fall einer Karrierefrau. David Foster Wallace hingegen imaginiert in „Unendlicher Spaß“ einen groteske Pläne schmiedenden Schauspieler-Präsidenten der USA, die der Wirklichkeit unter Donald Trump gefährlich ähneln.

Potsdam war immer ein besonderer Ort des Gestern, aber auch des Morgen. Hier wurde in der Vergangenheit erst die preußische und dann die deutsche Zukunft entworfen. Und heute? Die LIT:potsdam 2025 vermißt mit Fragen nach Vergangenheit und Zukunft, Erinnerungen, Träume und Visionen für die Literatur unserer Gegenwart.

Denis Scheck

Künstlerischer Leiter LIT:potsdam

Dennis Scheck (c) Alexander Hornoff_edited_edited.jpg

©2025 LITpotsdam

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